22. Mai 2022 um 15 Uhr, Vereinsgrundstück des Augustenbühl e.V., „Im Neuewingert“ - Nähe „Am Rebgarten“
Am Sonntag, den 22. Mai 2022 um 15 Uhr gibt es eine weitere gemeinsame Veranstaltung von Augustenbühl e.V. und BUND Dossenheim. Anlässlich des Internationalen Tags der biologischen Vielfalt steht der Rückgang der Insekten im Zentrum der Veranstaltung.
PD Dr. Jürgen Gross, wissenschaftlicher Direktor am Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau des Julius-Kühn-Instituts in Dossenheim und Präsident der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE), möchte mit naturinteressierten Menschen zum Thema "Die Bedrohung der Insektenvielfalt – Ursachen und Lösungsansätze" ins Gespräch kommen. Lesen Sie dazu auch den Artikel des Bund Ortsverband Dossenheim.
Die Kooperationsveranstaltung findet auf dem Vereinsgrundstück des Augustenbühl e.V. statt, bei der die Wildbienennisthilfen eingeweiht werden, die Wolfgang Mitternacht aus Mannheim mit Mitgliedern des Augustenbühl e.V. im März 2022 gebaut hat.
Lesen Sie hierzu auch die Terminankündigung des BUND Ortsverbandes Dossenheim.
Anders als die Honigbiene sind Wildbienen mit wenigen Ausnahmen wie der Hummel solitär lebende Einzelgänger. In unseren Nisthilfen auf dem Vereinsgelände legt vor allem die rostrote Mauerbiene ihre Eier ab. Wir können sie von Frühjahr bis Herbst beobachten. Gerade mit Kindern ist sie dafür besonders geeignet, da sie nicht sticht. Auf unserem Grundstück gibt es schon früh im Jahr das notwendige Nahrungsangebot durch die blühenden Kirschpflaumen, gefolgt von der prächtigen Salweide auf dem ehemaligen Grundstück des Bürogebäudes vom Steinbruch Vatter. Später stehen auf der blühenden Wiese unzählige heimische, pollenspendende Futterpflanzen. Der wilde Oregano im August und später im Herbst der blühende Efeu setzten das Angebot über die ganze Saison fort.
Eine Wildbiene lebt nach dem Schlüpfen nur vier bis sechs Wochen. Ein Männchen begibt sich sofort auf die Suche nach einem Weibchen. Die Arbeiterinnen bauen ihre mit Pollen versehenen Brutzellen in verlassenen Käfergängen von Totholz, hohlen und markhaltigen Stängeln, vor allem aber im Erdreich, in Steilwänden aus Erde und Lehm und auch in leeren Schneckenhäusern. Das abgelegte Ei entwickelt sich von der Larve zur Puppe und schlüpft dann ein Jahr später. Wildbienen sind die wichtigsten Bestäuber und übernehmen somit eine unverzichtbare Aufgabe im Ökosystem. Für die Ernährung der Menschheit sind sie also von größter Bedeutung. Um wiederum die Nahrungsgrundlage der Wildbienen zu gewährleisten, muss das Ziel sein, artenreiche Lebensräume mit einem hohen Blütenangebot heimischer Pflanzen von unterschiedlichen Pflanzenfamilien, wie sie im zumeist extensiv bewirtschafteten Augustenbühl vorhanden sind, zu erhalten.
Wir haben es uns aufgrund der düsteren Perspektive für Insekten zunächst zur Aufgabe gemacht, Wildbienen mit Nisthilfen zu unterstützen: In waagrechten hohlen Stängeln wie Bambus, die hinten durch ihren Pflanzknoten verschlossen sind, oder in senkrecht aufgestellten, markhaltigen Stengeln wie Königskerzen, dicken Brommbeerranken und Sonennblumenstielen können Wildbienen ihre Brutzellen bauen. Totholz haben wir an einem ebenso sonnigen Platz aufgeschichtet und in Holzblöcke Bohrlöcher von 2 bis 9 cm Durchmesser gebohrt. Sorgfältige Arbeit ist hier Vorraussetzung, denn an abstehenden Splittern können die Flügel der Insekten beschädigt werden. Nisthilfen müssen gegen Regen geschützt werden. Mit Draht verhindert man, dass Meisen und Spechte sich an der Brut bedienen. Für die Aufwertung des Lebensraumes der Wildbienen ist das wichtigste jedoch das Nahrungsangebot: Löwenzahn, Klee, Disteln, Glockenblumen und die üppige Obstbaumblüte gewährleisten den Erhalt der Population. Unsere Wiese wird deswegen nur zweimal im Jahr gemäht! Auf Düngemittel wird komplett verzichtet.
In Deutschland gibt es über 550 verschiedene Wildbienenarten, von denen laut Roter Liste mittlerweile 31 vom Aussterben bedroht und 197 gefährdet sind und 42 Arten auf der Vorwarnliste stehen. Dies ist das erschreckende Resultat von massenhaftem Einsatz von Pestiziden, wie zum Beispiel Neonikotinoiden und dem Totalherbizid Glyphosat, dem Verlust blütenreicher Feldraine sowie zunehmender Monokulturen in der industriellen Landwirtschaft und Zersiedelung der Landschaft durch den Menschen.
Zur Vertiefung empfehlen wir den Dokumentarfilm „Biene Majas Wilde Schwestern“ von Jan Haft. Er gibt einen wunderbaren Einblick in die Lebenswelt der Wildbienen. Ebenso können Sie im Anleitungsbuch „Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen“ von Werner David wichtige Informationen und Anleitungen zum Bau von Wildbienennisthilfen nachlesen.